Plenarrede von Karamba Diaby zur Hochschulfinanzierung am 18. Oktober 2018
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
Mitte der 90er Jahre habe ich meine Promotion auf dem Gebiet der Geoökologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg abgeschlossen. Meine Forschungsarbeit zur Schwermettalbelastung von halleschen Schrebergärten wurde teilweise aus Drittmitteln vom Bund finanziert. Beim Wettbewerb um Drittmittel sieht es heute für den Osten leider schlechter aus – auch wenn wir exzellente Forschungseinrichtungen haben. Das zeigt, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass es hier einen Aufholbedarf gibt und eine Ungleichverteilung, die wir überwinden müssen. So werden nun im Rahmen der Exzellenzstrategie 57 Exzellenzscluster gefördert.
Und hier kann man es nicht anders sagen: Das Ergebnis ist unzureichend. Kein einziges Cluster geht nach Mecklenburg-Vorpommern. Kein einziges Cluster geht nach Sachsen-Anhalt und kein einziges Cluster geht nach Brandenburg. Nur ein einziges nach Thüringen – und immerhin drei Cluster nach Sachsen. Wenn wir uns die Förderungskarte anschauen, sind also im Osten viele weiße Flecken.
Aufgrund der Forschungsschwäche der Unternehmen und aufgrund des demografischen Wandels sind die Universitäten hier zunehmend auch auf internationale Studierende angewiesen. Die Internationalisierung der Wissenschaft ist deshalb ein harter Standortfaktor – auch für den gesellschaftlichen Transformationsprozess in Ostdeutschland. Wir brauchen deshalb im Osten gut ausgestattete Universitäten. Der Präsident der Universität Hamburg wählte mal mit Blick auf die Hochschulfinanzierung im Allgemeinen folgenden Vergleich. Er fragte: „Wie wäre es, wenn ein Malergeselle erst in einen Wettbewerb um Pinsel und Farbe treten muss, bevor er das Badezimmer streichen darf? Das, was in anderen Bereichen nicht denkbar scheint, ist Alltag in der Hochschulfinanzierung. 2020 läuft mit dem Hochschulpakt das Förderprogramm von Bund und Ländern aus. Der Bund muss und wird auch darüber hinaus ein verlässlicher Partner bleiben. Es ist deshalb gut, dass wir mit der Verstetigung des Hochschulpakts dauerhaft in die Hochschulfinanzierung einsteigen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, es stimmt: Beim Pakt für Forschung und Innovation bei den außeruniversitären Einrichtungen haben wir eine automatische Dynamisierung der Mittel. Die Mittel steigen also von Jahr zu Jahr. Und ich kann den Deutschen Hochschulverband (DHV) verstehen, wenn er eine dynamische Entwicklung auch für die Hochschulen fordert. Das muss natürlich im Rahmen von gegenseitigen Verpflichtungen stattfinden.
Ein wichtiger Punkt zum Schluss: Die Wissenschaft steht nicht außerhalb der Gesellschaft. Ihre Aufgabe ist es, in die Gesellschaft hineinzuwirken. Ihre Aufgabe ist es, mit wissenschaftlichen Fakten die wachsende Unvernunft zu stoppen. Dafür brauchen wir starke Universitäten – im Osten und im Westen dieses Landes!
Danke!