Im Zeitraum vom 23. April bis 8. Mai 2018 habe ich ein zweieinhalbwöchiges Schülerpraktikum im Abgeordnetenbüro von Dr. Karamba Diaby, Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD, absolviert. Ich wollte die Berufe des Politikers und des Abgeordnetenmitarbeiters besser kennenzulernen.
Zunächst ist festzuhalten, dass man diese Berufe nicht klassisch in einer Ausbildung oder durch ein Studium erlernen kann.
Ich merkte aber von Anfang an, dass im Alltag eines Abgeordneten und seiner Mitarbeiter alles gründlich, strukturiert und nach Plan laufen muss. Pünktlichkeit, Respekt, Kreativität und Selbstbewusstsein sind sehr wichtige Eigenschaften.
Jede Woche im Wahlkreis beginnt am ersten Werktag dieser mit der sogenannten Bürobesprechung. Hier besprechen wir mit Dr. Diaby den Wochenablauf, beraten Rückläufer, Anfragen und Anliegen, verteilen Aufgaben und betrachten neue Ideen, Veranstaltungen und Formate für die Wahlkreisarbeit. Ist Dr. Diaby in Berlin und hat eine sogenannte Sitzungswoche, trifft sich das Hallenser Team zu einer Teambesprechung und berät die nächsten Arbeitsschritte.
In meiner ersten Woche waren wir damit beschäftigt, die Eröffnung von Dr. Diabys neuem Bürgerbüro in der Kleinen Ulrichstraße zu planen und zu organisieren. Meine Aufgabe bestand darin, zu vorher verschickten Einladungen telefonisch nachzuhaken und mit Dr. Diabys Büroleiter im Wahlkreis, Andrej Stephan, die Einkäufe für die Büroeröffnung zu planen und auszuführen.
Andrej zum Beispiel ist eigentlich Historiker und hat vor der Zeit bei Karamba Diaby an der Universität gearbeitet. Er hat eine Doktorarbeit über Polizeigeschichte im 20. Jahrhundert geschrieben. Andere Mitarbeiter von Dr. Diaby haben Politikwissenschaft, Islamwissenschaft oder Jura studiert. Einige studieren noch, machen aber jeden Moment ihr Staatsexamen.
Abgeordnetenmitarbeiter müssen aber nicht unbedingt studiert haben. Jeder Beruf, der kompetent für Organisation und Kommunikation macht, kann die Arbeit von Abgeordneten gut unterstützen.
In meiner ersten Woche hatte ich am Donnerstag die Gelegenheit, Dr. Diaby in Berlin zu besuchen. Ich wurde dort in seinem Büro herzlich aufgenommen und durfte während einer Bundestagsdebatte die Diskussionen auf der Besuchertribüne im Plenum verfolgen. Karamba stellt mich zudem Martin Schulz vor und auch wenn es sehr kurz war, war es dennoch unvergesslich. Ich durfte an diesem Tag zudem an einem Gespräch über das Projekt „Das Haus der kleinen Forscher“ teilnehmen, was sehr interessant war.
Am nächsten Tag, dem Freitag der ersten Woche, fand dann unsere langersehnte Büroeröffnung statt. Mit über 300 Besucherinnen und Besuchern wurde sie ein großer Erfolg. Ich lernte eine große Anzahl von Persönlichkeiten kennen, die in Halle, in Sachsen-Anhalt und im Bund eine wichtige Rolle in der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft spielen.
In der zweiten Woche gab es dann viele Möglichkeiten, Dr. Diaby zu Terminen zu begleiten und ihn besser kennen zu lernen. Er besuchte Veranstaltungen und Kundgebungen, hielt Reden und empfing Bürgerinnen und Bürger zu Gesprächen in seinem Büro. Vorträge zum Thema Frauen im Islam, zur Geschichte Israels oder die Hochschulkonferenz der Jusos waren nur einige der Termine, die mich sehr interessiert haben. Sehr ansprechend fand ich auch den Quartierbesuch der SPD-Ratsfraktion, die unter anderem den „Offenen Jugendtreff“ in der Lauchstädter Straße besuchte, was ich sehr spannend fand.
Meinen letzten Tag konnte ich sehr lehrreich bei einem Besuch am Elisabeth-Gymnasium mit dem armenischen Botschafter abschließen.
Was mir während des Praktikums sehr auffiel ist, dass oft Bürger auch spontan ins Büro kamen und ihre Anliegen Dr. Diaby oder seinem Team vortrugen.
Ich dachte vorher, Politiker beschäftigen sich nur mit den großen Themen wie der Flüchtlingspolitik oder dem Rentenproblem. In der Tat tun sie das, aber sie werden sehr oft auch mit Alltagsproblemen der Menschen konfrontiert und bemühen sich um Auskünfte oder helfen bei der Recherche von Experten und Kontakten für bestimmte Anliegen. Zumindest war das bei Karamba und seinem Team so.
Ich lernte, dass das Arbeitsleben, was mich im Abgeordnetenbüro erwartet, sehr vielfältig ist. Abgeordnete haben eine große Verantwortung, sie treffen im Parlament wichtige und auch schwierige Entscheidungen. Im Wahlkreis müssen sie präsent sein, um politische Inhalte und Entscheidungen zu vertreten und zu begründen.
Ich konnte für mich mitnehmen, dass nicht alles, was wir haben und kennen, selbstverständlich ist. Die Errungenschaften unserer Gesellschaft und unserer Demokratie verlangen harte Arbeit und intensiven Einsatz. Politik muss dazu ihren Beitrag leisten.
Natnael Weldemichael