Meine Rede zum Antrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD „Forschung und Entwicklung für die Bekämpfung von vernachlässigten armutsassoziierten Erkrankungen stärken“ (TOP 22) am 21. Mai 2015
Sehr geehrter Herr Präsident,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
1,4 Milliarden Menschen! Mit unserem Antrag gehen wir einen wichtigen Schritt, um weltweit ca. 1,4 Milliarden Menschen zu helfen, die von den vernachlässigten Tropenkrankheiten betroffen sind.
Wir alle erinnern uns an die Bilder der schrecklichen Ebola-Epidemie. Bisher forderte sie mehr als 11.000 Opfer – und sie ist noch nicht ausgestanden. Und wir wissen: Diese Tragödie wäre vermeidbar gewesen, wenn es folgendes gegeben hätte:
ein Gesundheitssystem, Medikamente und Impfstoffe, medizinische Versorgung sowie Zugang zu Wasser, Strom und Bildung.
Ein weiteres Beispiel: Stellen Sie sich vor, dass ein Großteil ihrer Bekannten bereits als Kinder an Malaria erkrankt.
Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Sterblichkeit bei ca. 3 Kindern auf 1.000 Geburten. In Subsahara-Afrika liegt sie durchschnittlich bei über 100 Kindern auf 1.000 Geburten.
Eine der häufigsten Todesursachen ist nach wie vor: Malaria.
Das sind Beispiele für das milliardenfache Leid, das Krankheiten wie HIV, Malaria und Tuberkulose und die Tropenkrankheiten hervorrufen.
Die Folgen dieser Krankheiten sind für den Einzelnen aber nicht nur physischer und psychischer Natur. Oft werden Betroffene sozial ausgegrenzt; oft nimmt Armut aufgrund von Arbeitslosigkeit zu.
Die Kosten für die Gesellschaft gehen in die Milliarden. Allein für die Zeit April bis September 2015 schätzt die UN den Bedarf zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie auf weitere 1,5 Milliarden US-Dollar.
Und im Übrigen irrt derjenige, der denkt, dass wir über Krankheiten sprechen, die ausschließlich in Entwicklungsländern auftreten. Oder mit denen man sich höchstens während eines Abenteuerurlaubs infizieren kann.
Viren und Bakterien kennen keine Grenzen. Die Zahl der Tuberkulosefälle steigt auch in Deutschland wieder. Das Robert-Koch-Institut registrierte im Jahr 2013 über 4.000 Fälle.
Auch die Industrienationen stehen einer der tödlichsten Krankheiten zunehmend machtlos gegenüber: veraltete Impfstoffe, veraltete Therapien, unwirksame Antibiotika.
Es ist deshalb erforderlich, dass sich unser Land dieser großen Herausforderung stärker stellt. Unser Antrag zeigt, wo Handlungsbedarf ist.
Zwei spreche ich an dieser Stelle an:
Zum einen müssen wir die Forschung zur Bekämpfung der Krankheiten stärken. Das schließt die Erforschung von Impfstoffen, Antibiotika und therapeutischen Maßnahmen mit ein.
Die Partnerschaften zur Entwicklung der Medikamente sind eine wirksame Strategie. Sie müssen wir ausbauen.
Zum anderen: Es nützt das beste Medikament nichts, wenn es den Patienten nicht erreicht. Die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit muss einen Schwerpunkt auf den Aufbau der lokalen Gesundheitssysteme legen.
Verantwortungsübernahme heißt für uns: Forschung dauerhaft fördern, den Aufbau der Gesundheitssysteme unterstützen, Kooperation bei der Ausbildung des medizinischen und wissenschaftlichen Personals. Diese Punkte müssen Hand in Hand gehen.
Es ist deshalb auch das richtige Signal, dass der G7-Gipfel in Elmau dieses bedeutende Thema aufgreift: Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber den 1,4 Milliarden Betroffen bewusst!