Politik in der Praxis, das wollte ich miterleben. Deshalb habe ich beschlossen, mein vierwöchiges Praktikum beim Bundestagsabgeordneten Dr. Karamba Diaby zu machen.
Vor meinem Praktikum hatte ich viele Fragen: Wie gestaltet sich die Arbeit eines Politikers? Was genau macht er in Berlin? Was macht er in seinem Wahlkreis in Halle? Ist es schlimm, dass ich keinen Kaffee kochen kann?
Die Arbeit eines Bundespolitikers ist zweigeteilt: Ein Teil der Arbeit findet im Bundestag in Berlin statt und der zweite im jeweiligen Wahlkreis, das heißt im Falle von Dr. Diaby in Halle. Bundestagsabgeordnete sind nämlich nicht ausschließlich im Bundestag beschäftigt. Es gibt ungefähr 22 Sitzungswochen im Jahr, in denen die Abgeordneten in Berlin sind. Die restlichen Wochen sind sie hauptsächlich in ihren Wahlkreisen unterwegs. Wie unterscheidet sich nun die Arbeit in Berlin und ihren Wahlkreisen? Abgeordnete bewerben sich am Anfang der Legislaturperiode für Ausschüsse, in denen sie ihre Expertise einbringen möchten. Dr. Diaby agiert im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgeabschätzung. Demnach ist er in erster Linie Bildungspolitiker. Darüber hinaus ist er Mitglied in den Unterausschüssen für Globale Gesundheit und bürgerschaftliches Engagement. Zusätzlich ist er Integrationsbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied im Fraktionsvorstand. Im Bundestag hat Dr. Diaby also ein ganz klares Aufgabenfeld. Anders sieht es im Wahlkreis aus: Hier ist er als SPD-Bundestagsabgeordneter Ansprechpartner für alle Themen, die die Bundespolitik und die Sorgen und Nöte der Bürger betreffen. Das bedeutet für die Abgeordneten, dass sie sich in Berlin auf ihre Spezialgebiete konzentrieren können, im Wahlkreis allerdings müssen sie zu allen Themen Antworten parat haben.
Mein Praktikum beginnt im Bürgerbüro in Halle, wo ich drei der vier Wochen verbrachte. Dr. Diaby hatte gleich mehrere Bürgersprechstunden hintereinander. Das bedeutet, dass die Menschen mit sehr unterschiedlichen Anliegen und Fragen zu ihm kommen. So stand er beispielsweise Rede und Antwort für die von seinem Parteikollegen Olaf Scholz eingeführte Finanztransaktionssteuer. Ein weiterer hinterfragte sein Abstimmungsverhalten bezüglich der Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen. Nach dem Anschlag auf sein Büro kamen auch viele Hallenser und Hallenserinnen, um ihm ihre Solidarität zu bekunden. Über jeden einzelnen freute sich der Abgeordnete sichtlich. Die große Anteilnahme gebe ihm Kraft, Halle sei eine weltoffene Stadt, in der er sehr gerne lebe, betont er immer wieder. Die Woche geht weiter mit Terminen im Wahlkreis, so ist Dr. Diaby beispielsweise zu einer Podiumsdiskussion zu Erinnerungskultur eingeladen, besuchte eine Einrichtung für Kinder mit Bewegungsstörungen, empfing den Stadtverband der Kleingartenfreunde in seinem Bürgerbüro und führte weitere Bürgergespräche. Für all diese Termine ist eine gründliche Vorbereitung erforderlich, außerdem eine konstruktive Nachbesprechung. Hier kommen seine Mitarbeiter*innen ins Spiel, die ich während meines Praktikums tatkräftig unterstützen durfte. Das heißt konkret Dr. Diaby mitzuteilen, was ihn bei den Terminen erwartet, mögliche Fragen zu klären und Redebeiträge vorzubereiten. Während der Termine sollten dann eventuelle Vereinbarungen und Zusagen notiert werden, um sie im Nachgang zu erledigen.
In meiner Woche in Berlin hingegen sah die Arbeit ganz anders aus. Dort geht es von einer Sitzung in die nächste: Arbeitsgruppensitzung, Arbeitskreissitzung, Ausschusssitzung, Fraktionssitzung, Plenarsitzung. Hier wird Bundespolitik gemacht. Es wird diskutiert, Anträge und Gesetze werden formuliert, angenommen oder abgelehnt und Reden werden gehalten. Ich habe Dr. Diaby bei seinem Arbeitstag im Bundestag auf Schritt und Tritt verfolgt und in einer Instagram-Story dokumentiert. Außerdem durfte ich an den Sitzungen teilnehmen und den Mitarbeitern durch Recherchen zuarbeiten.
Abschließend kann festgehalten werden, dass die Arbeit eines Politikers sehr zeitintensiv ist, Abendtermine und Terminen am Wochenende keine Ausnahmen sind, die Arbeit aber auch sehr abwechslungsreich ist. Auch wenn man inhaltlich nicht in allen Bereichen übereinstimmen mag, so verdienen demokratische Politiker für ihr außerordentliches und kräftezehrendes Engagement unser aller Anerkennung und Respekt. Ich habe vieles aus dem Praktikum für mein parlamentarisches Demokratieverständnis mitnehmen können und habe nun eine bessere Vorstellung von der Arbeit eines Berufspolitikers. Außerdem: Ich kann immer noch keinen Kaffee kochen!