Meine Rede unter anderem zum Antrag der CDU/CSU und SPD „Prinzipien des deutschen Bildungswesens stärken – Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit der beruflichen und der akademischen Bildung“
Sehr verehrter Herr Präsident,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir wollen Aufstieg durch Bildung! Diese Leitidee teilen wir alle in diesem hohen Hause. Als Sozialdemokrat bewegen mich insbesondere 2 Fragen: Lösen wir das Versprechen auf Bildungsaufstieg tatsächlich ein? Und: Besteht echte Chancengleichheit in unserem Bildungswesen?
Ich möchte daher die heutige Debatte nutzen und Ihren Blick auf den Ausbildungsmarkt und die Lage der Jugendlichen mit Migrationsbiographie lenken.
Schülerinnen und Schüler mit Migrationsbiographie sind längst in der Aufholjagd um Bildungsabschlüsse. Dennoch. Trotz aller Fortschritte:
Unser Bildungssystem macht sie immer noch zu DEN Bildungsverlierern.
Das muss uns nachdenklich stimmen!
Herkunft darf kein Schicksal sein:
Weder der Geldbeutel noch die Herkunft der Familie!
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Unsere duale Ausbildung ist bekanntlich ein Erfolgsmodell. Und stillt den Fachkräftebedarf unserer Wirtschaft.Leider gibt es immer weniger betriebliche Ausbildungsstellen und viele Jugendliche gehen leer aus. Dabei wird die Herkunft für Jugendliche mit Migrationsbiographie zum Klotz am Bein.
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Ein Berufsabschluss ist DIE Eintrittskarte in den Arbeitsmarkt. Er eröffnet Lebenschancen und bietet Perspektiven. Diese Chancen und Perspektiven sind aber leider nicht allen Kindern in Deutschland in die Wiege gelegt. Alle Zahlen belegen, Jugendliche mit Migrationsbiographie bekommen Diskriminierung auf dem Ausbildungsmarkt zu spüren.
Ihr türkischer oder arabischer Name wird zum Stigma.
Das darf nicht so bleiben!
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Egal wie gut ihre Leistungen sind, sie müssen sich mehr anstrengen, um gleiche Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Ihr Ausbildungsweg ist mit mehr Stolpersteinen gepflastert.
Trotz statistisch nachgewiesenen großen Bemühungen erhalten Mahmut und Aisha seltener Antworten auf ihre Bewerbungen als Anna und Michael.
Trotz gleicher Leistungen werden Mahmuts und Aishas Bewerbungsmappen aussortiert. Sie werden viel seltener zum Bewerbungsgespräch eingeladen. Sie ergattern seltener einen begehrten dualen Ausbildungsplatz.
Das dürfen wir nicht hinnehmen, liebe Kolleginnen und Kollegen!
In diesem Land brauchen wir jedes Talent! Denn jeder und jede Jugendliche ist unsere so dringend gebrauchte Fachkraft von morgen! Nur etwa 15% der Unternehmen in Deutschland bilden Jugendliche mit Migrationsbiograpie aus. Ich meine: Die Wirtschaft ist in der Pflicht gute Ausbildungsplätze für alle zu schaffen.
Mir sind drei Aspekte besonders wichtig:
1. Dass wir die betriebliche Diversity-Kompetenz stärken um Vorurteile abbauen. Ich selbst kenne und glaube an die Erfolge von Schulungen zum Erwerb interkultureller Kompetenz.
2. Müssen wir neue Wege gehen.
Warum nicht auch anonymisierte Bewerbungsverfahren auf dem Ausbildungsmarkt?
3. Wir müssen die Jugendlichen stärken.
– Ihre fehlenden Netzwerke ausgleichen.
– Patenmodelle und die engere Zusammenarbeit von Schulen und örtlichen Ausbildern sind der richtige Weg.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Herkunft darf kein Schicksal sein. Lassen Sie uns dafür arbeiten, dass wir keinen Jugendlichen zurücklassen!