Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei wurden Tausende von Menschen verhaftet, darunter auch Richterinnen und Richter und Lehrerinnen und Lehrer. Jetzt stehen auch zunehmend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Pranger: Sie dürfen nicht mehr auf unbestimmte Zeit ins Ausland reisen. Vor diesem Hintergrund fragen sich zu Recht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit: Quo vadis, Türkei? Reißt die türkische Regierung alle Errungenschaften der letzten Jahre innerhalb weniger Tage ein? Wie soll der für Fortschritt und Entwicklung so essentielle freie und kritische Diskurs künftig gewährleistet werden? Und wie wirken sich die Repressalien auf die betroffenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie auf die bestehenden Forschungskooperationen langfristig aus?
Zahlreiche Kooperationen zwischen der Türkei und Deutschland
Die Freiheit der Wissenschaft ist die Grundlage für Innovation, wissensbasierten Fortschritt und demokratische Entwicklungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind in ihrer Arbeit auf den freien, offenen und kritischen Diskurs angewiesen, denn er ist der Grundpfeiler für die Entwicklung und Zukunftsfähigkeit demokratischer Gesellschaften. Das gilt auch für die Türkei.
Die Freiheit der Wissenschaft
Die Liste der Verbindungen im Wissenschaftsbereich zwischen Deutschland und der Türkei ist erfreulicherweise lang: 2.589 Studierende und Praktikantinnen und Praktikanten wurden im Jahr 2015 durch den Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) gefördert, 2014 fand das deutsch-türkische Wissenschaftsjahr statt und zurzeit bestehen etwa 1.200 Kooperationen zwischen deutschen und türkischen Hochschulen. Hinzu kommt das Gemeinschaftsprojekt Deutsch-Türkische Universität in Istanbul.
Niemand kann derzeit genau sagen, ob das Ende der Fahnenstange bereits erreicht ist oder ob die türkische Regierung weitere Einschränkungen plant. Fest steht aber: Die Sorgenfalten nehmen zu.